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Bildung ist mehr als Pisa – auch Angebote der THSJ sind Bildungsorte

Ein Weckruf hallt durch die Bildungslandschaft: Deutsche Schüler*innen schnitten im PISA-Leistungsvergleich von 2022 so schlecht ab wie nie zuvor. Die alarmierenden Ergebnisse in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften werfen die berechtigte Frage auf, ob der aktuelle Fokus auf schulische Leistungen allein ausreicht, um die Bildung junger Menschen zu erfassen.

Bildung findet eben nicht nur in der Schule statt! Die Aktion #BildungIstMehrAlsPISA von dsj, DOSB und weiteren zivilgesellschaftlichen Akteur*innen ruft daher dazu auf, die Vielfalt der Bildungsleistungen und damit auch des organisierten Kinder- und Jugendsports zu zeigen! Die Turnhalle beim Kindersport, das THSJ-Jugendlager zur Rennrodel-WM 2023 mit Olympiasieger Johannes Ludwig (siehe Foto), unsere Jugend-Camps JETST, die internationalen Jugendbegegnungen und über 60 Maßnahmen der außerschulischen Jugendbildung pro Jahr im Thüringer Sport – dies alles sind unverzichtbare Bildungsorte und sie alle tragen zur Gesundheitsbildung, psychomotorischen Entwicklung, Persönlichkeitsentwicklung und kulturellen Bildung bei – erreicht durch Bewegung, Spiel und Jugendarbeit.

Die PISA-Studie, ein weltweiter Schulvergleichstest, legt ihren Fokus auf ausgewählte Bildungsbereiche. Aber Bildung ist mehr als nur das, was in Schulbüchern steht. Bildung ist die Erschließung der Welt über Bewegung, den Körper und die Sinne des Menschen und bedeutet neue Erkenntnisse und Fähigkeiten zu erlangen – über den Schulunterricht hinaus!

Bildung kann in und über Bewegung, Spiel und Sport stattfinden, wo junge Menschen entscheidende Kompetenzen erwerben, die sie fürs Leben und den Alltag stark und leistungsfähig machen. Bildung und Kompetenzerwerb können also auch in weiteren Settings, wie Sportvereinen, im Ehrenamt, in außerschulischen Jugend- und Sozialeinrichtungen stattfinden.

Mit einer ganzheitlicheren Perspektive auf die Bildung und Entwicklung junger Menschen, die außerschulische Orte inkludiert und der Berücksichtigung einer breiten Vielfalt an Bildungsansätzen und -zielen - wie sie zivilgesellschaftliche Akteur*innen, bspw. der Sportverein, bereits umsetzen - können die individuellen und dort erworbenen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen gehoben, die Gestaltung einer inklusiven, nachhaltigen und gerechten Gesellschaft noch viel stärker gefördert und der einseitige Blick von PISA erweitert werden.

Organisierte Sportaktivitäten, seien es informelles Sporttreiben, Vereinssport oder bewegungsorientierte Ganztagsschulen, bieten einen Raum für umfassende Bildung. Der Sportverein bietet Bildungspotenziale und -räume, die belegt wurden (1) und die es gilt, gesellschaftspolitisch stärker anzuerkennen und bspw. auch im Nationalen Bildungsbericht aufzunehmen. Die Kompetenzen, die im ehrenamtlichen Engagement oder durch den Teamsport erworben werden, sollten stärker von Politik, Gesellschaft und Forschung in den Blick und auch als Bildungselemente junger Menschen wahrgenommen werden. Bewegung hat bereits in der kindlichen Entwicklung eine hohe Bedeutung. Zunächst entwickelt ein Kind grundlegende motorische Funktionen wie Greifen und Sich-Fortbewegen. Später sollte die Bewegungsförderung von Kindern und Jugendlichen als Querschnittsaufgabe sämtlicher Institutionen frühkindlicher Bildung eine wichtige Rolle einnehmen, orientiert an den individuellen und sozialen Bedürfnissen. So können Bildungspotenziale vollumfänglich genutzt und gefördert werden (2).

Bildung ist Bewegung, Spiel und Sport: Ein Aufruf zum Umdenken

Sport ist nicht nur die beliebteste Freizeitbeschäftigung für Kinder und Jugendliche, sondern fördert auch umfassende soziale, politische und kognitive Kompetenzen. Der Bildungstheoretiker Wolfgang Klafki betont Bewegung als einen "Möglichkeitsraum freiwilligen, selbstbestimmten menschlichen Handelns" (3), der eine wichtige Dimension der Bildung darstellt. Bildung ist also viel mehr als PISA. Es ist Zeit, unseren Blick zu erweitern und die Bildung junger Menschen als ganzheitlichen Prozess zu verstehen. #BildungIstMehrAlsPISA

(1) Bildungspotenziale der Kinder- und Jugendarbeit im Sport. Rahmenkonzept dsj-Forschungsverbund. Deutsche Sportjugend. 2013.
2) Zimmer: Bildung durch Bewegung – motorische Entwicklungsförderung. Aus: Handbuch frühkindliche Bildungsforschung. Hrsg. v Stamm, Edelmann. Wiesbaden. Springer VS. 2013.
(3) Sport bildet: Bildungspotenziale der Kinder- und Jugendarbeit im Sport. Orientierungsrahmen Bildung der Deutschen Sportjugend. 2009. Frankfurt am Main.

Quelle: dsj/ THSJ